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Durch ein von Pilastern umsäumtes Tor gelangt man ins Entrée der Residenz Wollzeile, einst Einfahrt des Bürgerhauses in der Wollzeile 13. Geradeaus erschließt sich der typisch wienerische Pawlatschenhof. – Architektur, die bis heute barockes Lebensgefühl weckt. Das Haus wurde 1712 für den Wiener Bankier Sebastian Cichini adaptiert, die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes lässt sich allerdings bis ins Mittelalter zurückverfolgen.
Mit seiner großzügigen Raumaufteilung diente es Cichini als Residenz, hier traf sich sein Kreis – wohlhabende Bürger und Adelige –, um Feste zu feiern und Geschäfte zu machen. Der Bankier hatte das Haus bereits 1709 erworben und veranlasste einen aufwändigen Umbau. Nach Bauvollendung stellte die zuständige Behörde fest, dass das Haus mit vier Obergeschoßen „zur merklichen Zierde der Stadt“ errichtet worden war. Und Cichini gelang es gar, eine 25jährige Befreiung von der ungeliebten Hofquartierspflicht, der Nutzungsberechtigung von Bürgerhäusern durch den Hof, zu erwirken. – Ein Privileg, das den Einfluss des Bankiers illustriert.
Festgelage, Bälle, Theaterbesuche. Der Adel und das reiche Bürgertum führten im Wien der Barockzeit ein illustres Gesellschaftsleben. Die wichtigsten Zeugnisse darüber stammen im Übrigen von Reisenden, insbesondere von einer jungen Dame der englischen Gesellschaft, Lady Mary Wortley Montagu, die ab 1716 für mehrere Monate in Wien residierte und ihre Eindrücke in Reisebriefen nach London niederschrieb. Im stilsicheren Plauderton berichtete sie anschaulich über das Leben in der Stadt und die Gepflogenheiten der High Society. Die Wiener Essgelage faszinierten die junge Lady. Sie wird nicht nur einmal mit bis zu 50 Gerichten bewirtet, begleitet von 18 Weinen. Amüsant lesen sich ihre Ausführungen über die modischen Torheiten vornehmer Wiener Damen, über die sich Lady Montagu in einem Brief an ihre Schwester mokiert: „Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen die hiesigen Moden zu beschreiben, die ungeheuerlich sind und gegen den gesunden Menschenverstand und jegliche Vernunft verstoßen.“
Szenewechsel vom Salon in die Hochfinanz: Hausherr Sebastian Cichini spielte im österreichischen Finanzwesen des frühen 18. Jahrhunderts keine unbedeutende Rolle. Durch die Türkenkriege und den spanischen Erbfolgekrieg war der Staat in chronischer Geldnot und borgte sich das nötige Kapital von privaten Geldgebern, unter denen Samuel Oppenheimer der prominenteste Name war. Ihm folgte Emanuel Oppenheimer nach, der sich der Dienste des Wechsler Sebastian Cichini bediente. Um 1705 entstand aus dieser Geschäftsbeziehung das Bankhauses Cichini und Jäger, das nunmehr als direkter Gläubiger der Hofkammer – der Finanzbehörde der Habsburgermonarchie – auftrat.
Günther Buchinger, Paul Mitchell, Doris Schön: Baugeschichte des Ratsherrnhauses Wien I, Wollzeile 13. Wien 2010
Franz Endler: Wien im Barock, Wien 1979
Franz Mensi: Die Finanzen Österreichs von 1701-1740. Wien 1890